
Der Kauf eines Klassikers im EU-Ausland kann sich rechnen - das wissen wir aus Teil 1. Doch welche Kosten können dem möglicherweise günstigeren Kaufpreis entgegenstehen? Um ein ganzheitliches Bild über die Kostenaspekte des Kaufs im EU-Ausland zu erhalten, betrachten wir in Teil 2 die Gegenseite der Einsparungen: die zusätzlichen Kosten.
Zusätzliche Kosten beim Auslandskauf
Dieses Kapitel widmet sich den anfallenden Kosten für die Besichtigung und die mögliche Überführung nach Deutschland im Fall, dass die Auslandssuche vom Erfolg gekrönt wurde. Denn auch wenn der Kaufpreis ein Schnäppchen ist, müssen der Vollständigkeit wegen auch die weiteren Kosten klar sein.
Die Umstände der Oldtimerbesichtigung im Ausland
Die Besichtigung entsprechender Fahrzeuge wird von besonderen Umständen begleitet, ist im Grunde aber dasselbe wie die in Deutschland. Die Distanz zum Ort der Besichtigung ist die bedeutendste Schwierigkeit und fordert ein besonderes Maß an Einsatz.
Distanzen
Je nach Standort des Klassikers kann sich für die Anreise aus Deutschland bis zum Fahrzeugstandort eine beträchtliche Distanz ergeben. Eine Fahrt beispielsweise aus Bremen an die Côte d’Azur (Südfrankreich) überbrückt eine Strecke von etwa 1.500 km, die Anreise aus München nach Oslo (Norwegen) 1.600 km. Diese Beispiele zeigen, dass es in vielen Fällen nicht die kurze Besichtigung nach Feierabend oder am Samstag sein kann, sondern einer gründlichen Planung und des Einsatzes von Geldmitteln bedarf.
Erfolglose Besichtigungen
Es kann durchaus vorkommen, dass das Fahrzeug, das besichtigt wird, ganz und gar nicht der Beschreibung entspricht. Bilder geben nicht immer den wirklichen Zustand wieder oder können veraltet sein. Möglicherweise hat sich der Zustand zwischenzeitlich verschlechtert oder es wurden Teile demontiert oder ersetzt. Auch die (fremdsprachige) Beschreibung am Telefon oder in Mails kann fehlgedeutet werden. Das alles kann dazu führen, dass der Kauf nicht stattfindet und die Rückreise ohne das Fahrzeug angetreten wird. Gleichwohl das natürlich auch so im Nachbarort passieren kann, ist der finanzielle Aufwand im Fall der langen Reisen natürlich beträchtlich.

Mehrfache Anreise
Es gibt Konstellationen, in denen man mehrfach anreisen möchte oder muss. Eventuell ist man sich anfangs nicht sicher und kann sich noch nicht entscheiden oder das Fahrzeug kann beim ersten Besuch nicht direkt mitgenommen (z. B. Anreise ohne einen Transportanhänger) werden. Die Kosten summieren sich in diesen Fällen natürlich. Besser als ein zweites Mal für die Fahrzeugabholung dieselbe Strecke zu bewältigen, ist es oft, entsprechend vorbereitet zur Besichtigung zu reisen und bestenfalls direkt die Möglichkeit der Mitnahme zu schaffen (Anhänger, Barmittel usw.). Die Schwierigkeit ist in diesem Fall aber, einen kühlen Kopf zu bewahren und den "schlechten Kauf" nicht zu tätigen, wenn er erkannt wird.
Die Kosten im Einzelnen
Wir benennen die diversen Kostenpunkte und üblicherweise nicht monetär bewertete Aufwände, die für eine Besichtigung und, im besten Fall, den Kauf im Folgenden:
Kosten / Aufwand | Beschreibung |
Spritkosten | Wichtiger Kostenpunkt und stark abhängig vom Fahrzeug sind die Spritkosten. Ein Auto kann heutzutage verbrauchsgünstig große Strecken zurücklegen. Ein Mittelklassekombi mit einem verbrauchsarmen Diesel mag mit 6,0 Litern pro 100 Kilometer klarkommen, andere Fahrzeuge benötigen 10,0 Liter Super und mehr. Im Zugbetrieb erhöhen sich die Kosten um etwa 30 bis 50 %. |
Verschleiß | Sie fallen nicht direkt an und sind dennoch zu berücksichtigen: Verschleiß an Reifen, Bremsen, Kupplung, Service usw. wird üblicherweise mit einem pauschalen Betrag von z. B. 5 bis 6 Cent pro Kilometer addiert. |
Kalkulatorische Kosten für den eigenen PKW | Jeder Fahrkilometer schmälert den Wert eines Autos. Besonders Neuwagenpreise und der Wert junger Gebrauchtwagen leiden darunter, weite Strecken zurückzulegen. Ein Richtwert für den Wertverlust stellt z. B. 0,5 bis 1,5 % des Fahrzeugwerts pro 1.000 gefahrener Kilometer dar, wobei dieser Wert stark vom Alter, Zustand und Modell abhängt. |
Mietkosten für Transportlösung | Brauchst du einen Anhänger oder gar zusätzlich ein Zugfahrzeug für die Überführung kann ein weiterer großer Kostenblock anfallen. |
Umweltgebühren | In einigen Städten oder Regionen, insbesondere bei der Fahrt in Umweltzonen, können Gebühren für Plaketten oder die Nutzung älterer Fahrzeuge anfallen. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es teils Zonen mit Zufahrtsbeschränkungen und damit verbundenen Kosten. |
Mautgebühren | Viele Länder erheben für einige spezielle Streckenabschnitte (Brücken, Tunnel) Maut für die Benutzung. Die Kosten variieren je nach Strecke, Fahrzeugtyp und Zahlungsmethode (bar, elektronisch). Dies kann besonders bei Fahrten ins europäische Ausland eine erhebliche Ausgabe sein. |
Fährgebühren | Musst du für die Besichtigung oder den Kauf eine Fährverbindung nutzen, fallen je nach Dauer der Überfahrt, Fahrzeuggröße und Saison teils beträchtliche Kosten an. Frühzeitiges Buchen ist oft günstiger. |
Vignettenpflicht | Für die Nutzung von Autobahnen und Schnellstraßen in vielen europäischen Ländern (z. B. Österreich, Schweiz, Tschechien) ist der Kauf einer Vignette erforderlich. Sie kann teilweise für verschiedene Zeiträume (z. B. 10 Tage, 2 Monate, 1 Jahr) erworben werden und muss vor der Einfahrt in das entsprechende Netz vorhanden sein. |
Öffentlicher Fernverkehr | Alternativ oder ergänzend zur Fahrt mit dem eigenen Pkw können Flugzeuge, Züge oder Fernbusse für lange Strecken genutzt werden. Die Kosten hängen von der Entfernung, der Buchungsklasse und dem Zeitpunkt der Buchung ab (Frühbucherrabatte). Eine direkte Mitnahme des Oldtimers entfällt dann, wenn die Überführung nicht auf eigener Achse geschieht. |
Öffentlicher Nahverkehr | Nach der Ankunft im Zielgebiet, zum Beispiel in einer größeren Stadt, können Bus, U-Bahn oder Straßenbahn (Einzeltickets, Tageskarten) genutzt werden, um zum Treffpunkt mit dem Verkäufer zu gelangen. |
Hotelkosten | Ist die Strecke zu weit für eine Tagestour, müssen Übernachtungskosten einkalkuliert werden. Die Preise variieren stark nach Lage, Komfort und Saison. |
Parkgebühren | Besonders in Innenstädten oder Ballungszentren können Parkhäuser oder Parkautomaten schnell zu einem zusätzlichen Kostenfaktor werden. |
Verpflegung | Für lange Fahrten oder mehrtägige Reisen sollten die Kosten für Mahlzeiten und Getränke auf der Strecke und am Zielort berücksichtigt werden. Genutzt werden erfahrungsgemäß regelmäßig (Schnell-)Restaurants, die teuer sein können. |
Gutachterkosten | Um den Zustand des potenziellen Kaufobjekts professionell prüfen zu lassen, können Kosten für einen unabhängigen Sachverständigen oder für die Begutachtung in einer professionellen Werkstatt anfallen. |
Dolmetscherkosten | Erfolgt der Kauf im Ausland und beherrschst du die Landessprache nicht ausreichend, kann ein Übersetzer zur Begleitung der Besichtigung und des Kaufvertrags ratsam sein (besonders bei hochpreisigen Klassikern). |
Begleitung | Hast du eine Begleitung dabei (unabhängig von ihrer Funktion), fallen auch für sie einige Kostenblöcke an (z. B. Verpflegung, Übernachtungskosten). |
Verdienstausfall | Bist du selbstständig oder kannst du keine Urlaubstage nehmen, kann die Zeit, die du für Besichtigung und Kauf aufwendest, einen direkten Verdienstausfall bedeuten, der in die Gesamtkostenrechnung einfließen sollte. |
Urlaubsaufwand | Der Aufwand, wertvolle Urlaubstage für die Fahrzeugsuche zu opfern, ist zwar nicht monetär, stellt aber eine erhebliche Ressource dar und schmälert die verfügbare Erholungszeit. |
Zurück in Deutschland: zusätzliche Zulassungskosten
Herzlichen Glückwunsch! Angenommen, deine Suche war erfolgreich, der Kaufvertrag ist unterschrieben, und dein Klassiker steht nun sicher in deiner Garage in Deutschland. Der Kauf selbst ist abgeschlossen – doch die Kostenreise ist damit noch nicht zu Ende.
Bevor du deinen Oldtimer legal im deutschen Straßenverkehr bewegen darfst, fallen die oft unterschätzten Kosten für die Zulassung an. Da das Fahrzeug aus dem EU-Ausland stammt, sind diese Schritte etwas komplexer und teurer als bei einem reinen Inlandsgeschäft.
Zu den wichtigsten Posten, die nun auf dich zukommen und die das vermeintliche Schnäppchen zusätzlich zu den oben beschriebenen Kosten relativieren können, gehören:
- Vollgutachten nach §21 StVZO: notwendig, da das importierte Fahrzeug keine deutsche Betriebserlaubnis besitzt.
- Historisches Gutachten nach §23 StVZO: die Voraussetzung für die Erteilung des H-Kennzeichens.
- Umrüstung und Anpassung: ggf. müssen Beleuchtung, Reifen oder andere technische Komponenten an die strengen deutschen Vorschriften angepasst werden. Ein Beispiel ist die Umrüstungen von den in Frankreich verwendeten gelben Hauptscheinwerfer-Birnen auf die geforderten weißen Leuchtmittel.
- Verwaltungs- und Gebührenkosten: die eigentlichen Gebühren der Zulassungsstelle für die Ausstellung der Papiere und des Kennzeichens.
Konkretes Kostenbeispiel
Lass uns ein Beispiel aus der Praxis für die Besichtigung eines Alfa Romeo in Süditalien betrachten. Unsere Reise beginnt in Essen. Für die Besichtigung entschließen wir uns, die Strecke mit einem befreundeten Mechaniker, mit einem VW Passat und über die Dauer von 3 (anstrengenden) Tagen zu bewerkstelligen.

Zur Vereinfachung konzentrieren wir uns auf die direkt monetären Reisekosten für die Besichtigung. Kalkulatorische Kosten (z. B. Verdienstausfall) und die oben beschriebenen Expertenhonorare bleiben in dieser Beispielrechnung außen vor.
Kostenpunkt | Szenario (Essen ↔ Neapel) |
Kosten (Schätzung) |
Reise-Distanz | 1.700 km einfache Strecke (3.400 km gesamt) | |
Spritkosten und Verschleiß (Anhängerzugbetrieb) | 3.400 km × 0,2 €/km (9l/100km × 1,60€/l + Verschleiß) | 680 € |
Maut/Vignetten | Österreich/Italien (10-Tages-Vignette + Brenner + Maut) | 100 € |
Übernachtung | 2 Übernachtungen à 80 € (Doppelzimmer) | 160 € |
Verpflegung |
3 Tage x 2 Personen x 30 € (Person/Tag) |
180 € |
Gesamtkosten |
|
1.120 € |
In unserem Beispielfall gehen wir davon aus, dass der mitgereiste Mechaniker einen Transportanhänger zur Verfügung stellen kann und dafür, seine Expertise und für ein gesondertes Zugfahrzeug keine Zusatzkosten anfallen.

Die konkreten Kosten können selbstverständlich je nach tatsächlicher Situation stark variieren. Diese Berechnung dient lediglich der Veranschaulichung möglicher Kosten.
Fazit: Zusätzliche Kosten
Die Besichtigung eines Oldtimers im europäischen Ausland kann abhängig von der Distanz zum Fahrzeug einen großen Kostenblock ausmachen. Die Kostenersparnis kann aber weiterhin bedeutend größer sein, als es die Kosten für Besichtigung oder Überführung sind. Und weiter gilt: Unter Umständen kommst du nicht um die Suche im Ausland herum. Dann zum Beispiel, wenn das entsprechende Fahrzeug im deutschen Markt einfach nicht zu finden ist.
Ausblick auf TEIL III: der Kaufprozess im EU-Ausland
Es geht endlich an die Suche: Was muss ich beim Umgang und im Kontakt mit den Ausländischen Verkäufern beachten? Mehr dazu in Teil 3.