Ratgeber

Das rote 07-Kennzeichen für Oldtimer

An Oldtimern findet man sie verhältnismäßig häufig anstelle der üblichen H-Kennzeichen montiert: Das rote 07-Kennzeichen, das so manch einen Oldtimer ziert, ist ein Kennzeichen, das speziell für Klassiker geschaffen wurde. Wir erklären die Hintergründe.

Bild einer Fahrzeugsammlung
© Sergey Kohl / Shutterstock.com

Für viele Oldtimer-Enthusiasten ist der Besitz mehrerer historischer Schätze ein Traum. Doch die Zulassung und die damit verbundenen Kosten können schnell zur Herausforderung werden. Wie in unserem vorangegangenen Blogbeitrag zum Thema des H-Kennzeichens geschildert, erfordert jede reguläre Oldtimerzulassung ein Oldtimergutachten nach §23 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO), eine bestandene Hauptuntersuchung nach §29 StVZO sowie die Entrichtung des reduzierten Kfz-Steuersatzes und eines Versicherungsbetrags pro Fahrzeug.

Hier kommt das rote 07-Kennzeichen ins Spiel: Die seit Mitte der 1990er Jahre bestehende besondere Form der Zulassung ist vor allem für Sammler attraktiv, bringt aber gleichzeitig auch klare Regeln mit sich.

Was ist das 07-Kennzeichen überhaupt?

Das 07-Kennzeichen ist ein Kfz-Kennzeichen, das in Deutschland speziell und ausschließlich für Oldtimer vergeben wird. Mit seinen roten Ziffern auf weißem Grund, optisch ähnlich dem Händlerkennzeichen mit der 06 als Startziffernfolge, erfüllt es eine gänzlich andere Funktion als dieses und ist in der Anwendung vielmehr mit dem Wechselkennzeichen für normale Pkw vergleichbar: Besitzer können es abwechselnd an mehreren ihrer historischen Fahrzeuge nutzen. Die Ziffernfolge beginnt immer mit der Ortskennung. Darauf folgt ein "07", wodurch die besondere Zulassungsart sofort erkennbar wird.

Da es an Klassikern angebracht ist, ist es wichtig, das 07-Kennzeichen vom H-Kennzeichen zu unterscheiden. Das H-Kennzeichen ist eine reguläre, dauerhafte Zulassung für ein einzelnes Fahrzeug. Die Nutzung des H-Kennzeichens ist, abgesehen von möglichen Versicherungsauflagen, uneingeschränkt zulässig, wohingegen das rote 07-Kennzeichen mit strengen Nutzungsbeschränkungen verbunden ist, wie wir weiter unten beleuchten werden.

Voraussetzungen: Wer das 07-Kennzeichen für Oldtimer erhält

Die Voraussetzungen für den Erhalt des 07er-Kennzeichens sind für Oldtimerbesitzer bekannte Forderungen. Genau wie bei der Oldtimerzulassung muss das Fahrzeug

  1. vor wenigstens 30 Jahren erstmalig für den Verkehr zugelassen worden sein,
  2. weitestgehend gut erhalten sein und dem Originalzustand entsprechen und
  3. der Pflege des „kraftfahrzeugtechnischen Kulturguts“ dienen.

Der Nachweis zur Erfüllung dieser Punkte erfolgt, wie im Falle der H-Zulassung, mittels des Oldtimergutachtens nach §23 StVZO.

Weitere Voraussetzungen und Nutzungsbeschränkungen

Die Nutzung des 07-Kennzeichens ist ein Privileg und an enge gesetzliche Rahmenbedingungen geknüpft. Neben den genannten Voraussetzungen für die Fahrzeuge selbst betrifft dies besonders die Voraussetzungen für Nutzer sowie die eigentliche Nutzung.

Nutzer-Voraussetzungen

  • Der Halter muss als zuverlässig gelten. Dies wird in der Regel durch die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und einer Auskunft aus dem Fahreignungsregister (Punktekonto in Flensburg) überprüft.
  • Die Nutzung des 07-Kennzeichens ist an die Verpflichtung zur Führung eines Fahrtenbuchs geknüpft. Wichtige Angaben, die dokumentiert werden müssen, sind im Wesentlichen:
    • Das verwendete rote Kennzeichen

    • Tag und Uhrzeit der Fahrt

    • Fahrzeugart, Hersteller, Fahrzeug-Identifizierungsnummer

    • Name des Fahrzeugführers

    • Fahrtstrecke und Zweck der Fahrt

Eingeschränkte Nutzung

Essenziell ist der Verwendungszweck: Das 07-Kennzeichen darf, anders als ein H-Kennzeichen, nicht für alltägliche Fahrten (z. B. Einkäufe, Pendeln zur Arbeit) genutzt werden. Erlaubt sind im Rahmen der Zulassung lediglich:

  • Die Teilnahme an Oldtimer-Veranstaltungen (Treffen, Rallyes etc.) sowie die An- und Abreise hierzu.
  • Probe-, Überführungs- und Prüfungsfahrten.
  • Fahrten zum Zweck der Wartung und Reparatur (Werkstattfahrten).

Wichtig: Alle Fahrten müssen lückenlos in einem Fahrtennachweisbuch dokumentiert werden. Wer bei einem Verstoß gegen diese Regeln erwischt wird, droht das 07er-Kennzeichen zu verlieren.

Bild eines Lancia, der ein 07-Kennzeichen trägt
© Raphael Fünfer / heritage-supplies.com

Die Vorteile für Sammler

Warum sich Besitzer mehrerer Oldtimer häufig für die rote Nummer entscheiden, begründet sich vor allem in den verschiedenartigen Vorteilen:

Ein Kennzeichen für alle

Einer der offensichtlichsten Pluspunkte ist, dass nur ein Kennzeichenpaar für die gesamte Oldtimer-Sammlung benötigt wird (sofern alle Fahrzeuge im zugehörigen Fahrzeugscheinheft eingetragen sind), was z. B. Kosten für die Prägung spart.

Pauschalbesteuerung: Die Kfz-Steuer ist pauschal festgelegt und beläuft sich auf die exakt selbe Höhe wie bei einem regulären H-Kennzeichen (aktuell 191,73 Euro pro Jahr für PKW und 46,02 Euro für Motorräder). Dieser Betrag gilt unabhängig davon, wie viele Fahrzeuge tatsächlich unter der 07er-Nummer genutzt werden, und macht somit die Haltung mehrerer Oldtimer finanziell deutlich attraktiver.

Einsparungen bei der Kfz-Haftpflicht: Die Berechnung der Kfz-Haftpflicht erfolgt allein auf Basis des risikoreichsten Fahrzeugs; die Anzahl der tatsächlich bewegten Fahrzeuge spielt dann keine Rolle.

Vergünstigte Kaskoversicherung: Da die Nutzung des Kennzeichens auf jeweils ein Fahrzeug zeitgleich beschränkt ist, ist auch die Kaskoversicherung günstiger. Es muss nur eine Versicherungssumme für Voll- oder Teilkaskoversicherung bezahlt werden; die übrigen Fahrzeuge sollten dann aber über eine Garagenversicherung abgesichert werden.

Befreiung von der HU-Pflicht: Fahrzeuge mit 07-Kennzeichen sind von der regelmäßigen Hauptuntersuchung (HU) befreit. Allerdings ist der Halter selbst für den verkehrssicheren Zustand verantwortlich. Auch hier erfolgt eine große Einsparung im Vergleich zur regulären Zulassung.

Freie Fahrt in Umweltzonen: Fahrzeuge mit 07-Kennzeichen benötigen keine Umweltplakette und dürfen in alle Umweltzonen einfahren. Hier unterscheiden sich H-Zulassung und die 07er-Kennzeichnung nicht.

Nachteile der 07er-Zulassung

Neben den Vorteilen sollen auch die Nachteile der 07er-Zulassung aufgelistet werden. Manch ein Besitzer mehrerer Oldtimer entschließt sich bewusst gegen die Nutzung eines 07-Kennzeichens und für die separate Anmeldung der einzelnen Oldtimer.

Zusätzliche Aufwände: Das Wechseln der Kennzeichen zwischen den Fahrzeugen sowie das Führen des Fahrtenbuchs bedeuten einen zusätzlichen Aufwand

Nutzungsbeschränkung: Die Nutzung ist nicht für Alltagsfahrten erlaubt. Eine Fahrt, zum Beispiel zur Arbeitsstelle, oder die sonntägliche Ausfahrt ohne "zulässige" Zielveranstaltung darf dann nicht mit dem Klassiker erfolgen.

Auslandsbeschränkungen: Die Verwendung des 07er-Kennzeichens wird im Ausland nicht immer anerkannt und kann im schlimmsten Fall zu Problemen führen. Volle Anerkennung erfährt die 07er-Zulassung lediglich in der Schweiz.

Geforderter Originalzustand: Umbauten, wie sie bei regulären (normalen) Kennzeichen erlaubt wären, sind aufgrund des notwendigen Oldtimerstatus nicht gestattet.

Kosten für Oldtimergutachten: Die Kosten für das Oldtimergutachten (§23 StVZO) fallen zwingend an. Die Nutzung mit einem "normalen" Kennzeichen fordert diese Kosten nicht.

Benötigte Dokumente für die Beantragung eines 07-Kennzeichens

Um ein 07-Kennzeichen für deine Oldtimer-Flotte zu beantragen, solltest du dich an deine örtliche Zulassungsstelle wenden. Zusätzlich zu den üblichen Dokumenten benötigst du folgende Unterlagen:

  • Oldtimergutachten nach §23 StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung)
  • Formloser schriftlicher Antrag, in dem du begründest, warum du dieses Kennzeichen benötigst
  • Versicherungsbestätigung (eVB-Nummer)
  • Polizeiliches Führungszeugnis
  • Auszug aus dem Fahreignungsregister (Punktestand) des KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) in Flensburg. Beachte, dass manche Zulassungsstellen nur einen maximalen Punktestand von 0 bis 5 Punkten tolerieren.
  • Abmeldebescheinigung (falls das Fahrzeug vor dem 30.09.2005 außer Betrieb gesetzt wurde)

Wichtig: Die genauen Anforderungen können je nach Zulassungsbezirk variieren. Informiere dich daher am besten direkt bei deiner Zulassungsstelle vor Ort.

Fazit: Lohnt sich das 07-Kennzeichen für dich?

Das 07-Kennzeichen ist die ideale Lösung für Oldtimer-Sammler, die mehrere historische Fahrzeuge besitzen und diese hauptsächlich zu Treffen und Ausstellungen bewegen möchten und nicht für die komplett eigenständige Freizeitgestaltung nutzen wollen. Die verringerten Steuern und Versicherungskosten für die gesamte Sammlung sind klare Argumente für die Nutzung eines 07er-Kennzeichens.

Wenn du jedoch vorhast, deinen Klassiker häufiger und auch für spontane, private Ausflüge zu nutzen, ist das H-Kennzeichen die flexiblere und stressfreiere Wahl.

Bevor du den Antrag stellst, solltest du dich bei deiner zuständigen Zulassungsstelle über alle notwendigen Dokumente und lokalen Besonderheiten informieren, da die Anforderungen im Detail leicht variieren können.

Fährst du deine Oldtimer-Sammlung mit einem 07-Kennzeichen? Teile deine Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren!

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor ihrer Veröffentlichung genehmigt werden müssen.