Die Faszination Oldtimer liegt in ihrer Geschichte, ihrem Design und dem unvergleichlichen Fahrerlebnis. Doch um Klassiker langfristig zu erhalten, ist die richtige Pflege und insbesondere die Wahl des Motoröls von entscheidender Bedeutung.
Lebenselixier für Oldtimer: Motoröle und Viskosität
Moderne Schmierstoffe sind für die Präzisionsmotoren von heute optimiert – doch was für einen aktuellen Motor ideal ist, kann einem Oldtimer schweren Schaden zufügen. Hier kommt die Viskosität ins Spiel, jene Schlüsselgröße, die die Fließeigenschaften des Öls beschreibt und im Kontext historischer Motoren eine ganz besondere Rolle spielt.
Die Crux mit der Viskosität: Was Oldtimer-Motoren wirklich brauchen
Die Viskosität ist das Maß für die Zähflüssigkeit eines Öls. Sie bestimmt, wie leicht das Öl bei unterschiedlichen Temperaturen fließt und wie gut es einen Schmierfilm zwischen den beweglichen Teilen aufbauen und halten kann.
Die SAE-Klassifikation
Die SAE-Klassifikation (Society of Automotive Engineers) ist ein weltweit anerkanntes System zur Normierung der Fließeigenschaften (Viskosität) von Motor- und Getriebeölen. Sie definiert, wie zähflüssig ein Öl bei bestimmten Temperaturen ist. Dies ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Motors, da die Viskosität bestimmt, wie gut das Öl die beweglichen Teile bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen schmieren und schützen kann.
Die Deutung der Zahl der Viskosität in der Ölbezeichnung ist denkbar einfach: Je höher die Viskositätszahl ist, desto zähflüssiger das Öl. Hohe Viskosität haben Flüssigkeiten wie Teer und Sirup, niedrige dagegen Wasser und Benzin.
Einbereichsöle (Monograde): Diese Öle, wie z. B. SAE 30 oder SAE 50, waren in der Frühzeit des Automobils üblich und sind daher bei Oldtimern besonders verbreitet. Sie sind in ihrer Viskosität stark temperaturabhängig. Die Zahl (im Beispiel 30 oder 50) steht für die Viskosität des Öls bei 100 °C Betriebstemperatur. Bei tiefen Temperaturen können Einbereichsöle jedoch sehr zäh und dann beim Kaltstart problematisch werden.
Mehrbereichsöle (Multigrade): Diese Öle, gekennzeichnet durch eine doppelte Angabe wie SAE 20W-50, bieten einen erweiterten Temperaturbereich. Die Zahl vor dem "W" (Winter) gibt das Kaltstartverhalten an (je kleiner, desto dünnflüssiger bei Kälte), die Zahl nach dem "W" gibt wie im vorangegangenen Fall die Viskosität bei 100 °C an.
Legierte und unlegierte Motorenöle
Im Kontext mit Motorölen sind die Unterscheidungen "legiert" und "unlegiert" geläufig. Diese manchmal für Verwirrung sorgenden Benennungen sind einfach erklärt:
Unlegiertes Motoröl: Ein Grundöl, dem keine chemischen Additive zur Eigenschaftsverbesserung hinzugefügt wurden. Es schmiert, aber es schützt nicht vor Korrosion, es reinigt nicht, und seine Viskosität ist stark von der Temperatur abhängig (daher meist Einbereichsöle).
Legiertes Motoröl: Mit einem Additivpaket veredeltes Grundöl. Diese Additive sind der "legierende" Bestandteil und übernehmen wichtige Aufgaben, die das reine Grundöl nicht leisten kann (z. B. Verschleißschutz durch ZDDP, Reinigung und Schmutztransport durch Detergentien/Dispergentien oder Viskositätsverbesserung, um Mehrbereichsöle zu ermöglichen).
Mild legiertes Motoröl: Ein mild legiertes Motoröl stellt eine Brücke zwischen unlegiertem und volllegiertem Öl dar. Es basiert auf einem mineralischen Grundöl und enthält nur ein begrenztes Additivpaket, welches primär auf die spezifischen Bedürfnisse älterer Motoren zugeschnitten ist. Diese Öle bieten im Vergleich zu unlegierten Schmierstoffen einen verbesserten, aber nicht aggressiven Verschleiß- und Korrosionsschutz und sind dabei so formuliert, dass sie die Dichtungen und die geringeren Filterkapazitäten (wie bei Zyklonabscheidern) klassischer Motoren nicht überfordern. Somit schützen sie, ohne durch aggressive Reinigungsmittel oder zu hohe Additivkonzentrationen Schäden in historischen Aggregaten zu verursachen.
Mineralische und synthetische Öle
Auch die entscheidenden Unterschiede von mineralischen und synthetischen Ölen möchten wir hier kurz erläutern:
Mineralisches Motoröl: Wird aus raffiniertem Erdöl gewonnen und besteht aus heterogenen Molekülen. Sie sind kostengünstiger, aber weniger stabil bei extremen Temperaturen und erfordern kürzere Wechselintervalle.
Synthetisches Motoröl: Wird durch chemische Synthese hergestellt und besteht aus homogenen Molekülen. Dies verleiht ihnen eine überragende Temperaturstabilität, besseres Kaltstartverhalten und längere Lebensdauer, was sie zur Standardwahl für moderne Hochleistungsmotoren macht.
Teilsynthetisches Motoröl (semi-synthetisch): Dieses Öl ist ein Kompromiss und eine Mischung aus mineralischen und synthetischen Grundölen. Es bietet verbesserte Eigenschaften gegenüber reinem Mineralöl, meist zu einem moderateren Preis als vollsynthetisches Öl.
Warum dünnes Öl Oldtimern schaden kann
Moderne Motorenöle sind tendenziell niedrigviskos (z. B. 0W-20 oder 5W-30), um den Kraftstoffverbrauch zu senken und die Pumpleistung bei Kaltstart zu verbessern. Oldtimer-Motoren hingegen wurden mit größeren Fertigungstoleranzen und Lagerspielen gebaut oder haben im Laufe der Zeit durch leichten Verschleiß solch ein erhöhtes Lagerspiel erhalten.
Geringerer Öldruck: Ein zu dünnes Öl (niedrige Viskosität bei Hitze) würde durch die größeren Spalte einfach „davonlaufen“. Dies führt zu einem kritischen Öldruckabfall im betriebswarmen Zustand.
Fehlender Schmierkeil: Der für den Verschleißschutz notwendige tragfähige Schmierfilm – der sogenannte Schmierkeil – kann mit dünnflüssigeren Ölen oft nicht ausreichend aufgebaut werden, besonders unter Last und hohen Temperaturen.
Dies wird oft durch das sogenannte "Blow-by" verstärkt: Der Begriff Blow-by beschreibt das Phänomen, dass heiße Verbrennungsgase aus dem Brennraum am Kolben vorbei in das Kurbelgehäuse gelangen (durchblasen). Diese Gase erzeugen Überdruck und wirbeln feinen Ölnebel auf, der dann über die Kurbelgehäuseentlüftung angesaugt und verbrannt wird.
Man erkennt den übermäßigen Ölverbrauch oft an der blauen Abgasfahne bei laufendem, warmem Motor (blaue Abgasfahne = verbranntes Motoröl).
Aus diesen Gründen benötigen Oldtimer in der Regel dickflüssigere Öle mit höheren SAE-Klassen, die dem Standard der Bauzeit entsprechen. Häufig empfohlene Viskositäten sind SAE 30, SAE 50 (Einbereichsöle) oder SAE 20W-50 (Mehrbereichsöl).
Die Wahl des richtigen Oldtimer-Öls
Die optimale Wahl des Öls hängt stark vom Baujahr, dem Motorkonzept und dem Zustand des Oldtimers ab. Da die richtige Wahl sehr individuell und abgestimmt auf deinen Motor und Oldtimer getroffen werden kann, sind die Beschriebenen lediglich Näherungen an die üblichen Gegebenheiten:
Vorkriegsfahrzeuge (bis ca. 1945)
Motoren aus der Vorkriegszeit verfügten entweder über keine oder nur sehr einfache Filtersysteme. Daher ist die klare Empfehlung, mild legierte Einbereichsöle zu verwenden, typischerweise SAE 30 (oder SAE 50 bei erhöhter Beanspruchung oder Leckagen). Der Hintergrund ist entscheidend: Moderne, reinigende Additive würden Schmutz und Schlamm lösen, was ohne effektive Filterung zu Verstopfungen und Motorschäden führen kann. Um dies zu vermeiden, soll der Schlamm kontrolliert im Sumpf verbleiben, weshalb diese Motoren sehr kurze Ölwechselintervalle benötigen.
Frühe Nachkriegsfahrzeuge (ca. 1945–1959)
In den Nachkriegsjahren begann der technologische Wandel mit der Einführung milder Additivierungen und der ersten Nebenstromölfilter. Für diese Motoren werden mild legierte Einbereichsöle (SAE 30 oder SAE 50) empfohlen. Bei überholten Motoren oder Fahrzeugen mit nachgerüstetem Hauptstromölfilter kann teilweise auf das mild legierte SAE 20W-50 umgestellt werden, das komfortabler für den Ganzjahresbetrieb ist.
Youngtimer und Klassiker mit Hauptstromfilter (ab ca. 1960)
Ab etwa 1960 setzten sich sowohl Mehrbereichsöle als auch der Hauptstromölfilter in der Serienproduktion durch. Für diese Generation von Oldtimern und Youngtimern ist das mild legierte Mehrbereichsöl SAE 20W-50 die Standardempfehlung. Diese Viskositätsklasse bietet einen guten Kaltstartschutz (20W) und eine hohe Viskosität bei Betriebstemperatur (50), was den großzügigeren Fertigungstoleranzen entgegenkommt. Das SAE 20W-50 ermöglicht den Ganzjahreseinsatz ohne die Notwendigkeit saisonaler Ölwechsel.
Die goldene Regel
Die beste Orientierung bietet stets das Original-Handbuch des Fahrzeugherstellers. Wenn dieses nicht verfügbar ist oder der Motor revidiert wurde, ist ein mineralisches, mild legiertes Oldtimer-Öl mit angemessener Viskosität (häufig 20W-50) die sicherste Wahl, da es die Vorteile von Verschleißschutz (genug ZDDP) und Viskositätsstabilität (Mehrbereichsöl) kombiniert, ohne die Nachteile aggressiver Reinigungsmittel oder unpassender Dünnflüssigkeit moderner Öle mit sich zu bringen. Im Zweifel lohnt die Konsultation von Modell- oder Motorenspezialisten für die Entscheidung zum richtigen Öl.
Fazit: Die richtige Entscheidung ist Werterhalt
Die Wahl des Schmierstoffs für einen Oldtimer ist keine einfache Sache des Nachfüllens, sondern eine wohlüberlegte Erhaltungsmaßnahme. Die Viskosität muss hoch genug sein, um den notwendigen Schmierfilm bei Betriebstemperatur in den Motoren mit größeren Lagerspielen zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen die Additive auf die historischen Materialien – insbesondere Buntmetalle und Dichtungen – abgestimmt sein und dürfen keine schädlichen Ablagerungen in Systemen ohne effiziente Ölfilterung lösen.
Wir bauen in unserem Shop für Oldtimerbedarf konsequent auf die erstklassigen Motorenöle von LIQUI MOLY:
» LIQUI MOLY Classic Motoröl SAE 30
» LIQUI MOLY Classic Motoröl SAE 50
» LIQUI MOLY Classic Motoröl SAE 20W-50 HD
Die speziellen, mild legierten Öle des in Deutschland als Marktführer geltenden Ölherstellers sind speziell und konsequent auf die spezifischen Bedürfnisse von Oldtimern ausgelegt. Kaufe das passende Motoröl für deinen Oldtimer bei uns und schütze optimal, was dir wichtig ist.
