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Die richtige Wahl treffen: Dein Oldtimer-Guide

Die Wahl des richtigen Oldtimers ist für manche ein schwieriger und langwieriger Prozess. In anderen Fällen aber fällt die Entscheidung spontan und emotionsgetrieben. Wir beleuchten beide Szenarien und was es in beiden Fällen zu beachten gilt. Dieser Ratgeber richtet sich an diejenigen, die sich über den Kauf eines Klassikers Gedanken machen.

Bild des gepflegten Innenraums einer Renault Dauphine

Wenn das Herz entscheidet

Die Wahl des Oldtimers ist oft dem Herzen überlassen. Wenn eine persönliche Geschichte mit einem besonderen Modell oder seiner Marke verknüpft ist, ist die Sache vorbestimmt. Ist man in der Kindheit mit verschiedenen Volkswagen-Modellen aufgewachsen oder hat man die Fahrschule in einem solchen Wagen durchlaufen, so war das für viele schon der Grund, einen Käfer besitzen zu wollen. Vielleicht war das Modell aber auch schon immer ein Objekt der Begierde und aus persönlichen Gründen, z.B. finanzieller Gesichtspunkte oder aufgrund der Kinder im Haus, nicht tragbar. Manchmal ist die Herkunft der Begeisterung für ein Auto aber noch diffuser oder gänzlich ungreifbar. Mal imponiert der Sound oder die Kraftentfaltung, mal besticht die Optik. Teilweise kann auch die Markenhistorie und die öffentliche Wahrnehmung der Fahrzeuge den Ausschlag geben – all das sind gute Gründe und Anhaltspunkte dafür, für welches Modell das Herz nun schlägt. Die Oldtimerleidenschaft ist vielfältig und manchmal eigenartig und damit spannend und interessant.

Wenn du dich nicht alleine von deinen Emotionen leiten lassen möchtest, empfehlen wir eine faktenbasierte Entscheidung anzustreben, oder zumindest die nachfolgenden Überlegungen in deine Entscheidungsfindung einzubeziehen. Die Wahl des richtigen Fahrzeuges auf Basis einiger Entscheidungsgrundlagen erleichtert den Auswahlprozess stark.

Objektive Wahl des Oldtimers

Bei der aus objektiven Gesichtspunkten getroffenen Wahl eines Oldtimers ist es wichtig, eine klare Einordnung von Attributen zu treffen. Es ist dabei insbesondere wichtig, den Typ des Fahrzeugs zu berücksichtigen, der am besten zu deinen Bedürfnissen passt. Überlege, wie du den Oldtimer im Regelfall nutzen möchtest. Soll er für gemütliche Ausfahrten bei schönem Wetter dienen und über ein Cabrioverdeck oder Schiebedach verfügen, oder bist du an einer Alltagsnutzung interessiert? Willst du Kurven besonders sportlich durchfahren oder den Klassiker auch für einen IKEA-Einkauf nutzen können? Denke auch an die Anzahl der Sitzplätze – fährst du mit deinem Partner / deiner Partnerin oder ist eine zweite oder gar dritte Sitzreihe für Ausfahrten mit der Familie Pflicht? Falls du planst, Anhänger zu ziehen, ist die Anhängelast wichtig, während die Nutzlast bei Transportaufgaben relevant sein könnte. Wenn du gerne längere Distanzen fährst oder Autobahnen nutzen möchtest, achte auf die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs und darauf, dass du damit Schnellstraßen und Autobahnen angemessen schnell und komfortabel befahren kannst. Die Außenwirkung spielt für einige Enthusiasten ebenfalls eine entscheidende Rolle – möchtest du ein auffälliges Modell oder eher etwas Dezentes? Nicht zuletzt dienen monetäre Faktoren dazu, die Auswahl einzugrenzen: Entsprechen Kaufpreis, Unterhaltskosten und Spritverbrauch dem, was ich bereit bin, in mein Hobby zu investieren oder möchte ich ein günstiges, simples und verbrauchsarmes Auto mit problemloser Ersatzteilversorgung?

Diese ersten Gedanken sollten dir helfen, den passenden Oldtimer-Typ zu finden und tiefer in die Suche einzusteigen. Auch wenn oftmals das Herz vor dem Verstand nach dem Besitz eines Oldtimers verlangt, sind all das und noch weitere Faktoren Punkte, die keinesfalls außer Acht gelassen werden. Bestenfalls vor der Kontaktaufnahme mit Verkäufern. Letztlich soll das 'Alte Blech' auch genutzt werden und du als Besitzer sollst das Auto auch gerne bewegen.

Prüfe den Zustand des Oldtimers genau

Wenn die Emotionen Überhand nehmen oder du Gefahr läufst, dich von ihnen verleiten zu lassen solltest du in besonderem Maß achtsam werden:

Bist du bei der Typen-Wahl deines Wunschfahrzeugs in Sachen Marke, Modell und Ausstattung fündig geworden, ist es essenziell, sich Gedanken zum gewünschten Zustand zu machen, bevor die Suche nach einzelnen Fahrzeugen beginnt. Die Zustände von Oldtimern werden in der Fachwelt sehr häufig mit Zustandsnoten beschrieben. Dabei kennzeichnet die Zustandsnote 1 einen tadellosen Zustand in Sachen Erscheinungsbild und Technik (oft direkt nach einer Vollrestauration), während die schlechteste Note 5 (oder 6) für Fahrzeuge in sehr schlechtem Erhaltungszustand oder mit größeren Schäden vergeben werden. Nichts davon stellt ein Ausschlusskriterium für einen Interessenten dar, sofern er sich des Zustands und seiner Konsequenzen bewusst ist.

Fahrzeuge im Top-Zustand sind direkt fahrbereit, Oldtimer im letzten Drittel des Spektrums müssen in der Regel mit einem Anhänger abtransportiert und restauriert oder zumindest umfangreich repariert werden, was oft Monate oder Jahre und viel Arbeit und Geld in Anspruch nimmt. Erstgenannte sind aus genannten Gründen für gewöhnlich um ein Vielfaches teurer als die letztgenannten. In aller Regel lässt sich aber empfehlen, zumindest komplette Fahrzeuge den Teilzerlegten oder Unvollständigen zu bevorzugen. Für viele entscheidend ist, ob eine Restauration mit eigenen Mitteln überhaupt bewerkstelligt werden könnte. Gleichwohl Werkzeuge und Teile im Handel, wie z. B. in unserem Onlineshop, zu beziehen sind und Wissen sich häufig aneignen lässt, stellen die Platzverhältnisse ein Problem für viele dar. Für ein Projekt wie eine Vollrestauration muss eine Garage und optimalerweise eine Grube oder Hebebühne zur Verfügung stehen.

Für die Begutachtung eines Oldtimers ist es ratsam, sich frühzeitig und tiefgreifend mit den Schwachstellen des spezifischen Modells vertraut zu machen. Wertvolle Quellen stellen Berichte in Oldtimerzeitschriften, Bücher zu einzelnen Fahrzeugen, vermehrt YouTube-Videos und in besonderem Maße Marken- und Modellexperten sowie die jeweiligen Clubs dar. Eine Kontaktaufnahme lohnt in aller Regel, teilweise lässt sich auf diesem Weg sogar eine Begleitung für die Besichtigung finden und ein erster Kontakt knüpfen.

Bei der Besichtigung eines Oldtimers ist es im Allgemeinen entscheidend, den Zustand des Fahrzeugs gründlich zu prüfen. Achte bezüglich des Fahrzeugäußeren auf Rost, besonders in der Nähe der Unterseite von Türen und Schwellern und an den Radläufen. Wie ist der Zustand der Technik? Wie steht es um Motor, Getriebe und Kupplung? Welchen Zustand weißen Reifen, Fahrwerk und Bremsen auf? Das Erscheinungsbild des Lackes und der Chromoberflächen sagen oft einiges über den Fahrzeugzustand, zur weiteren Prüfung und zur Aufdeckung von verdeckten Unfallschäden sollte ein Lackschichtdicken-Messgerät genutzt werden und das Ergebnis mit der Erzählung des Verkäufers abgeglichen werden.

Im Innenraum sind häufig Abnutzungserscheinungen und Verschleiß an Stoff- oder Ledersitzen, Dachhimmeln, Fußmatten und Armaturen zu finden. Tückisch und gesundheitsschädlich sind Schimmelbildung im Innenraum oder im Kofferraum, die meist auf Wassereintritte von außen zurückzuführen sind oder aus schlechter Lagerung und Lüftung über längere Zeiträume resultieren. Gleiches gilt für das Verdeck von Cabrios.

Ist der Oldtimer in einem allgemein guten Zustand, und das Auto in der vergangenen Zeit regelmäßig bewegt worden, so sagen auch die Zustände der Flüssigkeiten viel über die Sorgfalt des Vorbesitzers. Frage nach der Service-Historie insbesondere der letzten Jahre um ein Bild davon zu erhalten, wie der Verkäufer mit dem Auto umgegangen ist. Eine gründliche Inspektion dieser Aspekte hilft dir, einen Oldtimer zu finden, der hält, was er verspricht.

Teste eine Probefahrt, um das Fahrgefühl zu erleben

Jedes Auto hat seinen eigenen Charakter. Verzichte, sofern die Möglichkeit besteht, nicht auf die Probefahrt und erfahre (im sprichwörtlichen Sinne), wie sich das Auto auf der Straße bewegt. Manchmal mag man sich nicht eingestehen, wenn man vom Fahrverhalten oder der Leistungsentfaltung enttäuscht ist oder sich einfach nicht damit anfreunden kann, wie es sich anfühlt. Manche Autos passen nicht zur eigenen Statur – so kann die eigene Körperfülle oder eine Körpergröße von knapp zwei Metern für die Fahrt in dem ein oder anderen britischen Roadster ein großes Problem darstellen. Zwar muss dies nicht zwingend zum Ausschluss des Modells führen – einige Modifikationen können helfen –  doch muss man hier umsichtig abwägen, was möglich ist und was nicht.

Natürlich dient die Testfahrt auch dazu, das Auto auf Schwachstellen zu prüfen und auszumachen, welche unerkannten Probleme existieren. Achte auf die Funktionstüchtigkeit der Einbauten. Funktionieren die Scheibenwischer, die Hupe, die Instrumenten- und Innenraumbeleuchtung? Ergibt sich ein Schlagen beim Überfahren von Unebenheiten, die auf ein Problem in Fahrwerk oder Federung hinweisen? Zeigen sich Probleme in der Wirkung von Bremse oder Kupplung?

 

Achte auf die Geschichte und Herkunft des Oldtimers

Manchmal ist in den Wirren der Vergangenheit eines Klassikers etwas von seiner Geschichte verloren gegangen. Gründe dafür gibt es zuhauf und das Geschehene kann nicht rückgängig gemacht werden. Und doch sollte man nicht leichtfertig mit den vorhandenen Dokumenten und Rechnungen, Bildern, Serviceheften etc. umgehen. Alles, was zum Fahrzeug gehört erzählt eine Geschichte und trägt zur Historie des Oldtimers bei. Was kann der Verkäufer zur Herkunft des Autos erzählen? Wie lange war es in seinem Besitz? Wie viele Vorbesitzer sind ihm bekannt und bekommst du alle Unterlagen, die er zum Auto besitzt? Nach dem Kauf kann es sinnvoll sein, diese Informationen niederzuschreiben und dem Dokumentenordner beizulegen – auch wenn es für dich für den Moment keine besondere Relevanz besitzt, kannst du mit diesen Informationen die Geschichte archivieren. Bereits der nächste Besitzer könnte großen Wert auf deine Unterlagen legen.

Ist zum Auto wenig bekannt, können einschlägige Quellen unter Umständen eine große Hilfe darstellen mehr über ein Fahrzeug zu erfahren. Hersteller können oft die Produktionsinformationen beibringen: Erstzulassung, der Händler, Farbe der Innenausstattung und des Lacks und die gewählte Sonderausstattung, aber auch die Motor-, Getriebe- und Chassis-Nummer sind dort häufig vermerkt. Existiert der Hersteller nicht mehr, dann wurden die Informationen häufig in die Obhut von Museen oder Clubs gegeben. Eine Kontaktaufnahme lohnt sich auch deswegen. Weitere Quellen für Informationen können z. B. die damaligen Händler, Regional- oder Nationalarchive, bekannte Vorbesitzer oder deren Angehörige sein.

 

Dein Oldtimer-Abenteuer beginnt

Egal, ob dein Herz oder dein Verstand dich zu deinem Traum-Oldtimer führt – der Weg zum Kauf ist eine Reise, die du mit Sorgfalt angehen solltest. Nimm dir die Zeit für eine gründliche Prüfung und scheue dich nicht, Experten hinzuzuziehen. Am Ende soll dein 'altes Blech' nicht nur ein Blickfang in der Garage sein, sondern dir auch auf der Straße ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Mach dich bereit, deine eigene Oldtimer-Geschichte zu schreiben!

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