
Was sind Youngtimer und worin liegt ihr Reiz?
Von einem Youngtimer spricht man, wenn ein Fahrzeug älter als 20, gleichzeitig jedoch jünger als 30 Jahre alt ist und damit noch nicht den Oldtimer-Status erreicht hat. Natürlich sind die jeweiligen Grenzen in der Außenwahrnehmung fließend: wenn beispielsweise ein Fahrzeug als Youngtimer in diese Kategorisierung fällt, dasselbe Modell neueren oder älteren Baujahres aber noch nicht oder nicht mehr. Youngtimer sind mit ihrem Alter weit über dem Altersdurchschnitt aller Pkw auf deutschen Straßen. Dieser beläuft sich laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) zum Jahresbeginn 2025 auf 10,6 Jahre. Ein interessanter Fakt ist, dass der Altersschnitt der Fahrzeuge im Allgemeinen aber schon sehr lange steigt und so z.B. seit dem Jahr 2012 (8,5 Jahre) um über 2 Jahre angestiegen ist. Ältere Fahrzeuge machen einen größeren Anteil im Mix aus, auch Youngtimer werden verbreiteter.
Das Youngtimer-Genre wächst. Aber was sind die Ursachen dafür? Lass uns die wichtigsten Aspekte betrachten, die den Trend zu älteren Fahrzeugbeständen vorantreiben:
- Die Autos der relevanten Altersspanne sind robuster und zuverlässiger als sie es jemals waren. Im Vergleich zu den 50er, 60er oder 70er Jahren haben Verbesserungen in Material und Konstruktion die Robustheit beeinflusst.
- Die Alltagstauglichkeit von Youngtimern ist uneingeschränkt. Ein Fahrzeug des Jahres 2000 steht in Sachen praktischem Nutzen einem Neuwagen in so gut wie nichts nach.
- Die Leute entdecken die Autos Ihrer Jugend und begeistern sich dabei eher für den stattlichen Mittelklassewagen ihrer Eltern als für den digitalen Neuwagen.
- Der Wunsch nach Individualität wächst. Nicht nur in Mode, Wohnkultur oder Reisen, sondern besonders bei der Wahl ihres Fahrzeugs wollen sich Menschen von Mitmenschen unterscheiden.
- Youngtimer bilden das Bindeglied zwischen analogen Oldtimern und der digitalen Moderne und werden interessant, wenn ein Oldtimer "zu alt" oder ein Neuwagen "zu neu" ist.
- Fahrzeugpreise für Neuwagen sind sehr hoch, womit sie für viele unerreichbar oder uninteressant sind. Junge Enthusiasten zum Beispiel können wollen nicht in die Finanzierung eines Neufahrzeugs stecken.
- Bei älteren Fahrzeugen und Youngtimern muss nicht von einem weiteren Wertverfall ausgegangen werden. Dieser ist in den Anfangsjahren bereits geschehen.
- In einigen Fällen kann auf einen schrittweisen Wertzuwachs spekuliert werden. Oft stellt sich der Trend ein, dass das Auto an Wert. Beispielsweise, wenn es in die Nähe der H-Zulassung rückt und weitere Vorteile und Vergünstigungen auf die Besitzer warten.
Was auch immer die Gründe für das individuelle Interesse am Youngtimer ist: Die Youngtimer-Szene lebt und ist ein elementarer Bestandteil der Klassiker-Kultur. Und weiter noch: Youngtimer von heute sind unweigerlich Oldtimer von morgen – glücklicherweise werden sie nicht im gleichen Ausmaß verschrottet und weggeworfen, wie es in den vorigen Jahrzehnten der Fall war.

Welche Fahrzeuge sind potenziell begehrte Youngtimer?
Es gilt: Geschmäcker sind unterschiedlich und ebenso die Präferenzen individueller Autofreunde. Präziser ausgeführt, sind die Empfindungen zweier Personen beim Gedanken an die gleiche Sache nicht dieselben. Das subjektive Gefallen einzelner Fahrzeuge ist nicht immer greifbar. Da die Frage aber die nach potenziell allgemein beliebten Youngtimern lautet, sind hier einige Faktoren, die sich auch für zurückliegende Fahrzeug-Generationen herauskristallisiert hatten, unterteilt nach harten Fakten und emotionalen Gesichtspunkten:
Faktenbasiert
- Stückzahlen: Besonders begehrt sind meist seltene Autos. Sondermodelle und Kleinserien stehen in der Gunst von Enthusiasten. Im umgekehrten Fall können 'Allerweltsautos', die in Millionenstückzahlen gebaut wurden, dann aber in erstklassigem Originalzustand, großes Interesse wecken.
- Sonderausstattungen und Antriebe: Gefällige Farbkombinationen, Sonderausstattungen wie die ersten Autotelefone oder besonders kraftvolle Topmodelle ziehen besonderes Interesse auf sich.
- Originalzustand & Pflege: Verbastelte Fahrzeuge oder schlechte Zustände schmälern das Interesse oft. Fehlende Fahrzeugdokumente oder Schäden sorgen für Abschläge im Interesse.
Emotionen & Trends
- Popkultur: Einige Fahrzeuge erlangen durch besonders prägnante Auftritte in James Bond Filmen ein hohes Ansehen. Herbie, der weiße Käfer mit der 53 als Startnummer oder K.I.T.T. aus Knight Rider haben zur Beliebtheit ihrer Modelle beigetragen.
- Motorsporterfolge: Rallye-Legenden wie der Subaru Impreza WRX STI oder der Lancia Stratos waren und sind auf ewig mit den Motorsporterfolgen verknüpft und haben aus diesem Grunde eine enorme Fangemeinde.
- Fahrgefühl: Je analoger das Fahrzeug, desto echter das Fahrerlebnis. Aus diesem Grund sind manuelle Getriebe meist begehrter als Automatikgetriebe.
- Design-Highlights: Besondere Optik schlägt sich manchmal in einer besonderen Begehrtheit nieder. Als Beispiel können Design-Ikonen wie das BMW Z3 Coupe oder der erste Audi TT genannt werden.
- Nostalgie-Faktor: Oft national oder regional getrieben, sind Autos in Herkunftsland oder -region häufig besonders beliebt. So hat z.B. der Trabant in den neuen Bundesländern noch immer eine riesige Anhängerschaft.
- Ersatzteilversorgung: Eine entspanntere Versorgungslage mit notwendigen Teilen steigert die Attraktivität bei Interessenten.
- Community: Enthusiastische Clubmitglieder und eine aktive Clubszene tragen dazu bei, dass einzelne Marken und Modelle besonders attraktiv sind.
Tipps zur Pflege und zum Werterhalt von Youngtimern
Die Pflege bei Youngtimern unterscheidet sich nicht grundlegend von der sonstiger Fahrzeuge. Die beste Basis für den Werterhalt ist und bleibt eine gewissenhafte Pflege, die planmäßige Inspektion, die zeitnahe Reparatur, das Ausführen notwendiger Wartungen und die regelmäßige Bewegung – Fahrzeuge, nach denen geschaut wird, danken es mit dem entsprechenden Eindruck. Wir empfehlen, Arbeiten immer möglichst schnell zu verrichten, wenn sich ihre Notwendigkeit zeigt. So stauen sich keine Aufgaben an und Folgeschäden werden vermieden.
Aufgaben, denen du dich deinem Youngtimer zuliebe regelmäßig zuwenden solltest, sind unter anderem:
- Innenraumpflege: Sauge deinen Innenraum aus, wische über die Oberflächen und nutze spezielle Reiniger und Pflegeprodukte wie z.B. eine Lederpflege.
- Fahrzeugaußenreinigung: Reinige das Auto regelmäßig, entferne Vogelkot und Moosbewuchs und Streusalz im Winter, falls du dann auf den Straßen unterwegs bist. Alles, was dein Fahrzeug nicht berührt, greift es nicht an.
- Lackaufbereitung: Eine Politur und die anschließende Versiegelung lassen das Auto nicht nur glänzen, sondern unterstützen auch, den Wert zu erhalten. Profis bieten ihren Service gegen Zahlung an, der Preis dafür kann sich sehr lohnen.
- Rostvorsorge: Hohlraumkonservierungen und Unterbodenschutz schützen die Unterseite sowie die verdeckten Stellen vor Rostbildung.
- Kontrolle der Flüssigkeitsstände und -zustände: Regelmäßiges Überprüfen und Auffüllen von Motoröl, Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit und Getriebeöl schützt vor Schäden.
- Batteriepflege: Gerade bei längeren Standzeiten, wie bei der Überwinterung, sollte die Batterie regelmäßig geladen werden, um eine Tiefentladung zu vermeiden. Erhaltungsladegeräte agieren selbstständig und müssen lediglich mit der Batterie verbunden werden.
- Pflege der Dichtungen: Begutachtung und Pflege der Gummidichtungen an Türen und Fenstern sollten sie geschmeidig halten und Risse vermeiden.
- Überprüfung von Reifen und Bremsen: Kontrolle des Reifendrucks und der Profiltiefe sowie regelmäßige Sichtprüfung der Bremsbeläge und -scheiben schützen vor Standplatten, Vibrationen im Fahrbetrieb oder weiteren Problemen.
- Maßnahmen bei längeren Standzeiten: Wenn dein Auto länger stehen wird, kann es sinnvoll sein, es unter einer atmungsaktiven Abdeckung zu schützen. Sei achtsam, dass du keine Gegenstände gegen das Auto lehnst oder etwas darauf fallen lässt.
Grundsätzlich sind heutige Youngtimer in der Handhabung und im Pflegeaufwand den modernen Alltagsfahrzeugen näher als an Oldtimern: Entfallen können beispielsweise die Verwendung von Kraftstoffadditiven, ein Einstellen von Zündung und Vergasern, die Beschaffung spezieller Betriebsstoffe, der besondere Umgang mit 6 Volt Bordspannung oder das Abschmieren von Fahrzeugteilen mittels einer Fettpresse.

Wie sich Youngtimerstatus und Fahrzeugalter für den Besitzer auswirken
Der Status als Youngtimer oder das Fahrzeugalter im Allgemeinen resultiert auf Kostenseite in positiven, aber auch in negativen Konsequenzen. Gemeint sind dabei nicht alleine finanzielle Aspekte, wie untenstehende Auflistung aus Sicht des Nutzers belegt.
Positives
- Versicherung: Verschiedene Versicherungen bieten reduzierte Policen speziell für Youngtimer an. Wie von den Oldtimerversicherungen bekannt, werden diese aber oft an besondere Bedingungen wie eine begrenzte Jahresfahrleistung oder das Vorhandensein eines Erstwagens geknüpft.
- Kfz-Steuer (perspektivisch): Zwar gibt es keine vergünstigten Steuersätze für Youngtimer, doch ist die Altersschwelle zum Oldtimer nicht sehr weit entfernt, ab der die Steuer pauschal auf 191,73 € festgelegt ist.
- Wertverlust: Im Gegensatz zu Neuwagen ist mit keinem oder nur sehr begrenzten Wertverlusten zu rechnen. In den meisten Fällen stellen sich im Youngtimeralter gar erste leichte Preisanstiege ein.
- Ersatzteilversorgung: Ersatzteile sind in vielen Fällen leicht zu beschaffen. Existierende Lagerbestände, Spezialisten oder auch Schrottplätze haben, wonach gesucht wird. Die Preise halten sich so meist in Grenzen.
Negatives
- Kraftstoffverbrauch: Ein Fahrzeug aus dem Bereich der Jahrtausendwende ist in aller Regel weniger verbrauchsarm als heutige Neuwagen. Je nach Nutzung können sich entsprechende Mehrkosten aufaddieren.
- Abgasnormen und Kfz-Steuer: Viele Youngtimer erfüllen, wenn überhaupt, nur eine niedrige Abgasnorm der Stufe Euro 1 oder Euro 2. Die auf Basis der Schadstoffemission und des Hubraums bemessene Kfz-Steuer ist leider hoch in diesen Fällen.
- Umweltzonen: Youngtimer, die die Schadstoffgruppe 4 nicht erreichen, erhalten keine grüne Umweltplakette. Das bedeutet, mit ihnen darf nicht in Umweltzonen eingefahren werden.
- Wartungs- und Reparaturbedarf: Neben den regelmäßigen Servicearbeiten müssen bei Youngtimern Verschleißteile wie Dichtungen, Gummis oder Buchsen altersbedingt häufiger ausgetauscht werden, was eine kontinuierliche Investition in die Instandhaltung erfordert.
- Sicherheitsaspekte: Youngtimer verfügen nicht über die Sicherheitsstandards moderner Autos (z. B. ESP, Seitenairbags, Notbremsassistenten). Das kann sie im Ernstfall unsicherer für Insassen werden lassen.
Treffen, Rallyes und andere Veranstaltungen für Youngtimer-Liebhaber
In Deutschland gibt es zahlreiche Treffen, bei denen Youngtimer im Mittelpunkt stehen und wo ältere Wagen praktisch nicht zu finden oder nur ein Beiprodukt sind. Wohl eines der größten davon ist die 'Youngtimer Show' auf der Zeche Ewald in Herten im Ruhrgebiet, die laut Angaben der Veranstalter 3.000 Youngtimer anzieht und ein großes Bewirtungs- und Rahmenprogramm bietet. Solche Veranstaltungen sind eine hervorragende Gelegenheit, um die Faszination zu teilen. Hier ist der Fokus klar und du passt mit deinem Wagen genau dorthin. Aber auch Oldtimertreffen schließen Youngtimer meist nicht aus und heißen sie in gleichem Maß willkommen. Ein Blick in die Ausschreibung der jeweiligen Veranstaltung lohnt in diesen Fällen immer, da in praktisch jeder davon das geforderte Mindestalter der teilnehmenden Fahrzeuge geschrieben steht.
Neben den großen Treffen gibt es selbstverständlich auch Rallyes und Ausfahrten, Marken- und Modelltreffen und die zugehörigen Stammtische, verschiedene Messen und Ausstellungen, aber auch Motorsport-Veranstaltungen, die gezielt auf Fahrzeuge im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ausgelegt sind. Die Fülle an möglichen Unternehmungen ist für Youngtimer-Besitzer damit nicht bedeutend kleiner als für Oldtimerbesitzer – und im Grundsatz sind sie sowieso Teil der großen Familie der Klassiker-Freunde.
Fazit: Youngtimer als Brücke zwischen alt und neu
Youngtimer stellen eine faszinierende Kategorie im Spanungsfeld zwischen Oldtimern und modernen Fahrzeugen dar. Als notwendiges Bindeglied zwischen beiden Lagern sind sie auch für die Oldtimer-Szene von besonderer Relevanz und werden von vielen auch deshalb als integraler Bestandteil erachtet.